Erster Kontakt

Eigentlich bin ich Psychologe. Wegen meiner EDV-Kenntnisse bekam ich eine Stelle im Universitätsspital Zürich als technischer Assistent in der Neuropsychologie. Im Laufe der Zeit hat sich meine Aufgabe auf EDV-Arbeiten eingeschränkt, worin ich jedoch eine unqualifizierte Tätigkeit ausübe. Für meine berufliche Laufbahn wirkt sich dies ungünstig aus. Vor allem weil ich lieber mit Leuten in meiner Qualität als ausgebildeter Psychologe arbeiten will. Deshalb wandte ich mich im Februar 2002 an Thomas Diener, dessen Homepage www.fairwork.ch ich per Zufall entdeckt hatte. Thomas forderte mich auf, in meinen Kindheitserinnerungen nach Projekten zu forschen, die ich damals gerne fantasiert oder umgesetzt hatte. Es zeigten sich Themen aus dem Kreise Theaterarbeit, Psychodrama, Playback-Theater, Themenzentriertes Theater, Erwachsenenbildung. Als Aufgabe auf das nächste Treffen gab mir, eigene Erkundigungen zu diesem Themenkreis anzustellen.

WWW-Recherche

Eine Recherche im WWW führte mich zu Homepages, die Auskunft gaben zu den Suchbegriffen die ich eingegeben hatte. Wen wundert’s. So las ich denn allerlei über Psychodrama, Theaterarbeit , Playback-Theater, Persönlichkeitsentwicklung etc. Es gibt eine Unmenge von Vorstellungen, Ausbildungs- und Kursangeboten. So weit so gut. Jedoch, was mache ich mit all diesen Informationen? Welches Berufsbild suche ich überhaupt? Ich erfuhr, dass just dieser Tage in Zürich ein Playback-Festival stattfand. Wunderbar. Alle Vorstellungen ausverkauft. Immerhin war ich nun etwas gepickt.

Neuen Kontakt knüpfen

Ich hatte einmal gehört, dass grosse Firmen wie die Personalvermittlung Adecco oder die Grossbanken Personal Assessments durchführten in denen sie Spiele und Theatertechniken einsetzen. Auf der Homepage der Adecco fand ich keinerlei Hinweise hierfür. Also rief ich aufs gerate wohl bei der Credit Suisse an und ersuchte beim Leiter der Personal Assessment Abteilung um eine Unterredung. Herr Raimund Birri zeigte sich gerne bereit mich zu empfangen, und von ihm bekam ich eine erste Tuchfühlung mit dem, was ich für mich als mögliches Einsatzgebiet einschätzte. Personal Assessment Die Abteilung Personal Assessment bei der CS beschäftigt Psychologen, die Führungserfahrungen haben. Grob gesagt besteht die Arbeit darin, mögliche Führungskräfte auf ihr soziales Verhalten zu testen. Wie verhält sich die zu testende Person in einer konkreten Situation, wie z.B. in einem schwierigen Mitarbeitergespräch? Hierzu spielt der Tester einen Mitarbeiter, der dem Kandidaten ein schwieriges Gespräch liefert. Die Anforderungen an den Tester sind hoch. Er sollte eine gute Schauspielleistung vollbringen und gleichzeitig die Reaktionen des Kandidaten beobachten und je nachdem sein Verhalten so variieren, dass ein möglichst breites Spektrum von verschiedenen Problemsituationen durchgespielt wird.

Zur Psychologie:

Was bei einem Personal Assessment geprüft wird und welche Methoden hierfür angewendet werden kann man im Buch nachlesen, das Herr Birri mir empfohlen hat: „Assessment Centers in Human Resource Management“ von George C. Thornton.

Zum Theater:

Vor allem ist die Improvisationsfähigkeit gefragt. Zu diesem Thema hat mir Herr Birri das Buch „Improvisations-Theater“ von Keith Johnstone empfohlen. Strittig in der Fachwelt ist die Frage, ob die Sozialkompetenz nachhaltig verbessert werden kann. Trotz der bestehenden Unklarheit ist die Nachfrage nach solchen Kursen zur Zeit sehr gross. Neu im Aufkommen sind schauspielgestützte Trainings. Dieses Gebiet interessiert mich und ich werde in dieser Richtung weiter forschen.

Theater-Improvisation

Yvonne Vogel, Theaterpädagogin, Atem- und Stimmbildnerin etc, (www.yvonnevogel.ch), die u.a. Kurse für Institutionen gibt in Kreativität, Spiel und Improvisation, empfahl mir, mich auf jeden Fall im Theaterumfeld zu bewegen, allenfalls gar eine Ausbildung in Theaterpädagogik ins Auge zu fassen. Da Sie gerade ein Workshop in Grundlagen des Theaterspiels startete, habe ich mich an diesen Kurs angemeldet und bin bereits in den Genuss des ersten Abends bei der Piccola Commedia dell’Arte gekommen (www.piccolacommedia.ch). Gleichzeitig lief da ein Workshop mit Ch. Camenzind in Spiel, Bewegung, Improvisation. Ich habe die Möglichkeit angeboten bekommen einen Abend reinzuschnuppern, was ich jedoch wegen Zeitmangel nicht nutzen konnte.

Beratungstätigkeit:

Das Thema Theaterimprovisation habe ich auch bei Nara Büchel angesprochen. Nara Büchel war eine der beiden Leiterinnen des Psychotherapeuten-Grundkurses der GFK, den ich einst besucht hatte. Sie arbeitet auch als Beraterin für das eurosysteam (www.das-eurosysteam.de). Das eurosysteam bietet Systemische Organisations- und Unternehmungsberatung sowie Kurse in „Persönlichkeitsentwicklung und Leadership“. Sie war von den der Idee des schauspielgestützten Trainings sehr angetan und sagte, sie hätte diesen Bereich ebenfalls ins Auge gefasst. Zufälligerweise startete eurosysteam gerade einen Grundkurs, an den ich mich umgehend angemeldet habe.

Fazit:

Ich habe Thomas Diener insgesamt zwei Mal konsultiert und an meinen Schuhen kleben nun bereits Spuren eines neuen Weges, den ich mit Lust und Stetigkeit weiterverfolge. In der Zwischenzeit habe ich alte Kontakte wiederbelebt und neue geknüpft, die mich auf meinem neuen Weg unterstützen. Unabhängig davon wohin der Weg mich führen wird kann ich sagen, dass ich Lunte meiner Berufslaufbahn gerochen habe, habe, und dass ich enthusiastisch und dankbar bin.

Autor: Enrique Wintsch
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