Von der individuellen bis zur kollektiven Gestaltungsmöglichkeit
Keynote von Thomas Diener im Rahmen der Schaffarei Vorarlberg
„Wirklich, wirklich wollen“
Dieser Satz wurde von Frithjof Bergmann geprägt. Ich bewege mich in meiner eigenen Arbeit teilweise im Rahmen seiner Philosophie. Spannend finde ich, dass am Beginn seines Schaffens ein Aufsatz stand mit dem Titel: „Die Welt, in der wir leben wollen.“ Mit dieser Arbeit gewann er ein Studienjahr in Oregon und blieb dann gleich dort.
Der Begriff des „Wollens“ ist stark mit einer anderen Kategorie verbunden: der Freiheit. Diese ist auch mir in meiner Arbeit ein Anliegen. Ich hatte, zusammen mit einem Moderationskollegen, in den Neunzigerjahren die Möglichkeit in Deutschland eine Reihe von Zukunftswerkstätten mit verschiedenen Zielgruppen durchzuführen. Mit Menschen mit Migrationshintergrund in Köln, Menschen mit Behinderung in Bielefeld, Medienleuten in Hamburg usw.
Das Thema der Werkstätten war: „Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?“ Diese Fragestellung war natürlich subversiv. Die bestimmende Frage der letzten 20 Jahren lautet ja: „Wie müssen wir uns anpassen, um auch in Zukunft noch Fit für den Wettbewerb zu sein?“ Zuerst war das Argument für die Anpassung die „Globalisierung“, seit einigen Jahren liegt der Fokus mehr auf der „Digitalisierung“. Die Werkstätten fanden im Rahmen der „Initiative neue Qualität der Arbeit“ (INQA) statt, bei der es offiziell um die Stärkung von Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft in Europa ging. Es scheint, als ob wir von der Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung so unter Druck gesetzt werden, dass unser Beitrag zur Zukunft der Arbeit vor allem darin besteht, uns immer mehr zu flexibilisieren und anzupassen.
Frithjof Bergmann – und da bin ich ganz bei Ihm – stellt die Frage nach der Gestaltungsmöglichkeit von Arbeitsrealitäten. Hier lautet die Frage tatsächlich: „Wie WOLLEN wir arbeiten?“ „Wie könnte gute Arbeit – angesichts unserer heutigen technischen Möglichkeiten und unserem gesellschaftlichen Reichtum – aussehen?“
Die Frage ist nicht leicht zu stellen. Wer sie aufwirft, kann allein dadurch als Weltfremd abgetan werden. Sich damit zu beschäftigen, ist in der Logik derer, die sich als „Realisten“ bezeichnen, nicht nur fruchtlos, sondern sogar gefährlich. „Träumen“ ist unproduktiv. Wer sich die Freiheit nimmt, selbst zu denken und von seinem eigenen Wollen auszugehen, gilt rasch als eigensinnig. Er – oder sie – sucht ja tatsächlich nach dem eigenen Sinn und übernimmt nicht ungeprüft ein von außen vorgegebenenes Ziel. Eigensinn – aus meiner Sicht ein durchaus positiver Begriff – wird aber in Organisation oft erst einmal als Sand im Getriebe wahrgenommen. Unbewusst sind wir immer noch stark in einem Denken verhaftet, dass wirtschaftliche Abläufe als eine Maschine wahrnimmt. Die meisten von Ihnen können sich wahrscheinlich an den Chaplin Film „Modern Times“ erinnern oder zumindest an das Filmplakat auf dem Chaplin in den Zahnrädern einer riesigen Maschine steckt. Zahnräder sollten nicht eigensinnig sein, sondern funktionieren.
Aus der Politik- und Kommunikationswissenschaft kennen wir den Begriff des „Framings“. Je nachdem in welchem Rahmen – der meist unbewusst und unsichtbar mitschwingt – eine Frage verhandelt wird, sind gewisse Sichtweisen und Lösungsmöglichkeiten offensichtlich oder undenkbar. Wenn die Arbeitswelt im Rahmen eines globalen Wettbewerbes als eine Art „Radrennen“ dargestellt wird, eine Jagt, in der man verloren hat, sobald man aus der Spitzengruppe zurückfällt, dann schrumpft unser Gestaltungsrahmen so weit zusammen, dass unsere Freiheit schlussendlich nur noch darin besteht, welche Strategie der Anpassung bez. Optimierung wir wählen. Dabei geraten sowohl individuelle wie kollektive Gestaltungsfreiräume aus dem Blickfeld.
Individuelle Gestaltungsräume
Tu, was du wirklich, wirklich willst
Als individuelle Frage boomt das Thema. Bücher von Life-Coaches, die allen ein erfülltes Arbeitsleben versprechen, die ihren Ratschlägen folgen, werden zu Bestsellern. Auch ich bin als Coach tätig und sehe im Ausschöpfen der individuellen Gestaltungsmöglichkeiten tatsächlich eine Chance zu mehr Lebensqualität. Es beginnt mit der Freiheit, sich ganz ehrlich die Frage zu stellen:
- „Was will ich?“
- „Was will ich wirklich“
- und durch die Verdoppelung von Frithjof vielleicht nochmal eindringlicher: „Was will ich wirklich, wirklich?“
Wie schwer es sein kann, sein Denken – und vielleicht genauso wichtig – sein Empfinden von den Zwängen unserer realen oder zumindest als real empfundenen Umständen frei zu machen, kennen wahrscheinlich die meisten von Ihnen. Manche machen – zumindest teilweise – unser Schulsystem dafür verantwortlich: Nachdem jemand 9 Jahre lang gemacht hat, was ihm gesagt wurde, gelernt hat, was andere für ihn als wichtig erachten, kann es schwer sein, erst einmal ganz vom Eigenen auszugehen. Bei mir war es tatsächlich so.
Ich möchte damit jedoch nicht in ein einseitiges Schul-Bashing einstimmen. Ich habe auch viele Menschen kennen gelernt, für die die Schule richtiggehend ein Rettungsanker war. Wie wir als Kinder Schule erleben und damit umgehen, ist von vielen Faktoren abhängig. Angefangen von der Lehrkraft, über das Elternhaus, die Peergruppe bis zu den sich schon herauskristallisierenden individuellen Werten des Schulkindes. Für mich z.B. war der Wert „Selbständigkeit und Unabhängigkeit“ schon früh leitend in meiner Biographie und die Schule hat das wenig unterstützt.
Grundsätzlich finden die meisten Menschen einen Zugang zu ihren tieferen Bedürfnissen, Wünschen und Werten, wenn man Ihnen die Zeit dazu lässt, es in Gesprächen thematisiert und als Gegenüber ein echtes Interesse daran zeigt.
Die Verwirklichung
Wir haben gesehen: Es ist schwierig, aber nicht unmöglich, Aussagen zu machen, was für uns zählt und was unser selbstbestimmtes und intrinsisches Verlangen nach einer sinnvollen Aktivität ausmacht. Manchmal klingen solche Beschreibungen recht banal oder allgemein. Bei mir war es zum Beispiel der Satz: „Ich möchte in kreativer Weise mit Menschen arbeiten.“ Für jemand andern ist es vielleicht konkreter z.B.: „Ich möchte alte Holzmöbel restaurieren“. Solche Sätze können uns ein ganzes Leben lang begleiten, oder einfach einen Schritt in eine neue Lebensphase einleiten.
An diesem Punkt wird es meist wirklich schwierig. Das „Radrennen“ von dem wir schon gesprochen haben, ist nicht nur ein Bild in unseren Köpfen. Solche Bilder werden zu kollektiven Wirklichkeiten, die sich in den Institutionen, die mit der Arbeitswelt zu tun haben, niederschlagen. Je nachdem, was jemand wirklich, wirklich will und welche Ressourcen diesem Menschen zur Verfügung stehen, wird die Verwirklichung leicht sein oder ganz unmöglich erscheinen. Bei mir z. B. hat der Wunsch kreativ mit Menschen zu arbeiten über eine therapeutische Ausbildung, die kreative Medien einschließt, früh in die Selbständigkeit geführt. (Sie erinnern sich, Selbständigkeit und Unabhängigkeit war schon in der Kindheit ein leitender Wert von mir.) Ermöglicht wurde es unter anderem dadurch, dass mir meine Eltern – obwohl nicht reich – immer das Gefühl gegeben haben, dass Sie mich in schwierigen Zeiten unterstützen würden und ich nie einen finanziell aufwändigen Lebensstil gehabt habe. Das Privileg in einer intellektuell wachen, neugierigen Familie aufzuwachsen, in der die Kinder gefördert werden, haben nicht alle. Den Preis, den ich für meine Entscheidung für die Selbständigkeit bezahle, ist eine relativ ungesicherte Altersvorsorge, zumindest verglichen mit Schweizer Standards.
Nicht alle können es schaffen, ihr wirklich, wirklich wollen im Rahmen einer Erwerbsarbeit zu realisieren. Durch entsprechendes Coaching und unterstützende Begleitung ist jedoch oft mehr möglich, als im Voraus angenommen. Zumindest kleine Verbesserungen sind fast immer zu erreichen. Solche kleinen Schritte können jedoch für die Lebensqualität und schlussendlich auch für die Gesundheit einen großen Unterschied machen. Gleichzeitig verändert jeder Mensch, der lustvoller und selbstbestimmter arbeitet auch die Arbeitswelt als Ganzes – zumindest ein klein wenig. Trotzdem ist ein Ansatz, der allein auf die individuellen Gestaltungsräume fokussiert, ein zweischneidiges Schwert. Werden in der Beratung die Schwierigkeiten überbewertet, kommt keine sinnvolle Veränderung zustande. Werden sie jedoch übergangen mit dem Argument, dass jede und jeder der will es auch schaffen kann, werden strukturelle Ungerechtigkeit und unterschiedliche Ressourcen ausgeblendet. Das von gewissen Coaches oft esoterisch begründete Heilsversprechen, alles erreichen zu können, was man sich erträumt, gleitet schnell ins Zynische ab und unterstützt eine Sichtweise, die individualisiert und entsolidarisiert. Volker Pispers, ein deutscher Kabarettist, vergleicht in diesem Zusammenhang die Marktwirtschaft mit einer Lotterie: Klammert man die unfair verteilten Ressourcen aus, stimmt der Satz: „Jeder kann es schaffen“ tatsächlich. „Jeder“ heißt jedoch nicht „alle“. Die häufige Verwechslung von „jeder“ und „alle“, ist einer der Taschenspielertricks neoliberaler Ideologie. Es kann theoretisch JEDER, der mitspielt, Lottomillionär werden. Aber eindeutig nicht ALLE.
Kollektive Gestaltungsräume
Frithjof Bergmanns Lösung aus diesem Dilemma ist eine arbeitsmarktpolitische Vision: Wenn es uns gelingt, die zunehmende Effizienz der Wirtschaft auf alle Menschen zu verteilen, könnte die reine Erwerbsarbeit für diejenigen, die sie als Last erleben, auf einen Drittel der aktuellen Arbeitszeit verkürzt werden. Ein weiteres Drittel sieht er in der Selbstversorgung auf hohem technischem Niveau. Das letzte Drittel wäre dann dem „Wirklich, wirklich wollen“ gewidmet. Komplett befreit von den Zwängen der Erwerbsarbeit, jedoch durchaus mit gesellschaftlichem und volkswirtschaftlichem Mehrwert.
Wahrscheinlich kommt Ihnen das jetzt reichlich utopisch vor. Aber wenn wir ernsthaft darüber nachdenken, macht diese oder ähnliche Modelle durchaus Sinn. Die technologischen Möglichkeiten erlauben uns heute eine viel effizientere Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen und mit der Digitalisierung könnte ein neuer Effizienz-Schub auf uns zukommen. Dabei kommt eine grundsätzliche Frage ins Spiel: Was bedeutet Arbeit für uns und was leistet sie für die Gesellschaft? Die zweite Säule von Bergmanns Konzept der „Neuen Arbeit“ ist die Selbstversorgung. Es gibt tatsächlich einen Trend in Richtung „Do it yourself“. „Maker-Spaces“, „Repair-Cafés“ „Häuser der Eigenarbeit“, „Näh-Stuben“, „Urban Gardening“ und „Community supported Agricultur“ können hier als Stichworte dienen. Wollen wir unsere T-Shirts tatsächlich aus asiatischen Swetshops mit menschenverachtenden Arbeitsbedingungen, oder könnte es Sinn machen, gewisse Dinge – auch wenn das teurer ist – in Eigenarbeit oder in regionaler Produktion herzustellen. Ein Möbelstück unter kundiger Anleitung mit modernen Werkzeugen selbst zu bauen, kann eine sinnstiftende Tätigkeit sein, die ein langanhaltendes Gefühl von Zufriedenheit hinterlässt. Einen Teil der Produktivität wieder in die Region, in lokale Netzwerke oder gar in den eigenen Haushalt zurückzuholen, macht lokale Gemeinschaften unabhängiger und weniger Krisenanfällig. Ökonomie heißt ja eigentlich „Haushaltslehre“. Aristoteles, der Begründer des Begriffes, hat sie scharf von der Chrematistik, der Kunst Reichtum zu mehren, abgegrenzt. Die „Haushaltslehre“ hat er eher im Bereich der Versorgungswirtschaft angesiedelt, die Chrematistik in der Marktwirtschaft. Eine Form von Subsistenzwirtschaft, in der einige für das Leben notwendige Produkte und Dienstleistungen in lokalen Netzwerken entstehen, können den Arbeitsbegriff radikal verändern. In einer Subsistenzwirtschaft – also z.B. einem traditionellen Bauernhof gibt es keine „Arbeitslosigkeit“, weil es immer etwas Sinnvolles zu tun gibt und auch gesundheitlich beeinträchtigte Personen eine Aufgabe finden, die dem Ganzen dient und die sie noch bewältigen können.
Hinter diesen Ideen steht ein Bild, dass sich langsam am Horizont abzeichnet. Arbeit – teilweise von chrematistischen Zwängen befreit – kann wieder stärker zu einer sinnstiftenden Tätigkeit werden. Gleichzeitig erhöhen clevere lokale Kreisläufe die Sicherheit einer Region und generieren im Normalfall einen kleineren ökologischen Fußabdruck. Es gibt gerade auch im Vorarlberg viele Initiativen, die in diese Richtung gehen. Da wird in einem Bergdorf ein Schulhaus in Eigenarbeit errichtet, ehemals unrentable Dorfläden werden als Vereine weitergeführt, lokale Komplementärwährungen fördern einen regionalen Austausch, Bauernläden den Konsum von lokalen Lebensmitteln. Für diese Projekte braucht es keine politische Mehrheit. Initiative Gruppen und sogar Einzelpersonen können – mit oder ohne Förderung der öffentlichen Hand – viel erreichen.
Um einen Schritt weiter zu gehen, braucht es jedoch einen politischen Diskurs. „Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?“ diese Frage muss – befreit von allen scheinbaren und echten Sachzwängen – erlaubt sein. Welche Rahmenbedingungen politisch verändert werden müssten, um gute Arbeit für alle zu ermöglichen, müsste über alle Partei- und Ideologiegrenzen hinweg ein zentrales Thema sein. Oft liegt der Teufel auf der regulatorischen Ebene im Detail. Subsistenzwirtschaftliche Modelle, wie zum Beispiel ein vereinsbasierter Fahrtendienst mit Elektromobilen, kann von einem örtlichen Taxiunternehmen als unfaire Konkurrenz wahrgenommen werden, weil der Verein nicht an gewerbliche Auflagen und Abgaben gebunden ist; auch Foodcoops produzieren zwar einen gesellschaftlichen Mehrwert, generieren jedoch keine Steuereinnahmen aus Lohnsteuern.Wollen wir tatsächlich mehr Subsistenz, müssen wir in Strukturen eingreifen, die im Industriezeitalter Sinn machten, mittlerweile jedoch wichtige Entwicklungen blockieren. So sollten wir z.B. auch die maßgebliche Finanzierung des Staates über Lohnsteuern hinterfragen.
Das Arbeit sinnstiftend, produktiv, nachhaltig, sozial integrierend, lustvoll und auch einmal spielerisch sein kann, scheint jedoch schon heute ein Konsens zu sein. Zumindest wenn wir tief genug in die Fragestellung eindringen und Menschen wirklich zuhören. Das war auf jeden Fall das Ergebnis der Zukunftswerkstätten, die ich eingangs des Vortrags erwähnt habe. Arbeit muss nicht, wie Frithjof Bergmann provokativ anmerkt, mit den „Ruderbänken einer Galeere“ verglichen werden, sondern könnte auch – wie eine Teilnehmerin der Zukunftswerkstätten es formulierte – zu „Abenteuer-Spielplätzen für Erwachsene“ weiterentwickelt werden.
Es gibt viel zu tun
Natürlich wird es die Marktwirtschaft wahrscheinlich auch in fünfzig Jahren noch geben. Dass sie in ihrer strukturalen Verfassung der Planwirtschaft um Längen überlegen ist, hat die Geschichte ja gezeigt. Auch die dazugehörige Konkurrenz zwischen Wirtschaftsstandorten wird in Zukunft nicht verschwinden. Konkurrenz hat schließlich auch eine positive Seite. Sie spornt an und kann als lebendige Herausforderung Spaß machen. Jedoch nur dann, wenn sie eine spielerische Komponente behält und das geht eben nur, wenn sie für die Einzelnen nicht existenzbedrohend wird. Was ich an der aktuellen Situation kritisiere, ist die Tendenz, die Spannung zwischen Standorten mehr und mehr auf dem Buckel der einzelnen Arbeitenden auszutragen.
Das ist, als ob die Hochspannungsleitung, die dazu da ist, Energie über weite Distanzen zu transportieren, direkt an einzelne Haushalte angeschlossen würde, ohne den Strom vorher auf 220 Volt herunter zu transformieren. Der Stromkreislauf des Haushaltes würde dabei einfach durchbrennen. Vielleicht ist das eine gute Metapher für das Phänomen Burnout, dass uns seit den 90er Jahren immer intensiver beschäftigt. Lokale Netzwerke mit tieferer Spannung sind etwas, was durch die Dreiteilung der Arbeit in Erwerbsarbeit, Subsistenzarbeit und „Wirklich, wirklich wollen“ angestrebt werden könnte. Sicher gibt es auch andere Modelle, mit die einen ähnlichen Effekt hätten. Es ist aber auf alle Fälle Zeit, sich über solche Alternativen auszutauschen. Wir könnten wieder das Selbstbewusstsein entwickeln, zu agieren, statt ständig auf vermeintliche Sachzwänge einer Finanzwirtschaft, die auf die Vermehrung von Vermögen abzielt, zu reagieren. Mehr echte Ökonomie und weniger Chrematistik eben.
[…] Wie Frithjof Bergmann das gleiche in einem anderen Kontext meint in einem Vortrag von mir vom letzten Herbst: -> Arbeit die wir wirklich, wirklich wollen […]
In der Ökonomie wird Subsistenzwirtschaft oft auch „Bedarfswirtschaft“ genannt.2021 ist ein Buch von zwei Ökonomen erschienen, die gut zu den Gedanken dieses Vortrags passen:
Fred Frohofer, Werner Vontobel: Eine Ökonomie der kurzen Wege: Von der Marktwirtschaft zur Bedarfswirtschaft
Die Wirtschaft dient der Deckung unserer Bedürfnisse. Wenig davon befriedigt der Markt, vieles die geldlose Bedarfswirtschaft wie seit eh und je auf Gegenseitigkeit. Doch sie gilt als ineffizient, weshalb sie in den letzten hundert Jahren vom Markt zurückgedrängt wurde. Die Ökonomielehre sieht sich heute praktisch ausschließlich als Wissenschaft der Märkte und des ewigen Wachstums. Damit wachsen aber auch Umweltverschmutzung, Klimaerwärmung, Arbeitslosigkeit und die Kluft zwischen Arm und Reich. Diese Probleme bekommen wir erst in den Griff, wenn wir nicht mehr blind der unsichtbaren Hand des Marktes vertrauen. Dieses Buch positioniert die Bedarfswirtschaft nach heutigen Maßstäben neu und zeigt, wie der überlebensnotwendige Systemwandel von uns vollzogen werden kann. Wenn wir zum Beispiel stärker in Nachbarschaftsmodellen nach einer Ökonomie von Dörfern unseren Alltag organisieren, können wir dabei Geld sparen, Zeit gewinnen und wesentlich ökologischer und sozialer leben.http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3858699152/fairworkgmbhlauf