«Die Beobachtbarkeit von Veränderungsprozessen wird dadurch behindert, dass sich nicht nur ein Moment, sondern das ganze Bezugssystem, das die Bedingung der Feststellbarkeit einer Veränderung ist, mitverändert. Der Umschlag geschieht notwendig unmerklich. Ein verwandeltes Ding bedeutet immer auch eine verwandelte Welt.» Heinrich Rombach

Die vier Räume der Veränderung

Ob in einer beruflichen Neuorientierung, der Neuausrichtung eines Unternehmens oder auch den epochalen Umbrüchen in der Gesellschaft. Veränderungsprozesse folgen einem Muster. Modelle dazu gibt es viele. In der Organisationsentwicklung ist zum Beispiel das Bild der „Vier Räume“ ein weit verbreitetes Modell. Es ist nicht neu und doch lohnt es sich, die dahinter liegende Erfahrung immer wieder aufzufrischen und neu zu formulieren.

Die vier Räume der Veränderung

Wann beginnt Veränderung?

Die Welt ist im Fluss. So gesehen ist Veränderung eine ständige Anpassung an die sich laufend wandelnden Umstände. Ein alltäglicher Vorgang, den wir als permanenten Steuerungsprozess verstehen können. Wenn wir von „Veränderung“ reden, meinen wir jedoch meist nicht diese laufenden kleinen Korrekturbewegungen, sondern Situationen in denen wir mit den bisherigen Methoden und Hilfsmitteln nicht mehr weiterkommen. So gesehen sind Veränderungsprozesse Umbrüche, die von uns etwas bisher Unbekanntes einfordern. Im Umgang damit verlassen wir die Komfortzone. Daher werden sie für gewöhnlich erst einmal verleugnet. Mit mehr vom gleichen, mehr Anstrengung, ist die Sache doch zu lösen!“ ist die Devise.

Mit Vollgas im ersten Gang unterwegs

Die Situation gleicht der eines Automobilisten, der im ersten Gang fährt und versucht sich dem Tempo der anderen Fahrzeuge anzupassen, indem er mehr Gas gibt. Das Ziel erreicht er dadurch nicht, aber der Motor läuft früher oder später heiß. Signale die darauf hinweisen, dass die gewählte Strategie nicht zielführend ist, wird in dieser Phase ignoriert, der Veränderungsbedarf verleugnet. In einen höheren Gang zu schalten, wäre ein neues Muster, eine bisher nicht für möglich gehaltene Handlungsweise, eine ganz neue Dimension.

Verwirrung

Nach der Verleugnung kommen wir gewöhnlich in den Zustand der Verwirrung: Das alte Verhalten oder die hergebrachte Vorgehensweise funktioniert nicht mehr, aber das Neue ist noch nicht vorstellbar. Es bedarf einer kreativen Anstrengung, einer Offenheit, die verunsichert.  In Umbruchzeiten muss sich nicht nur eine Sache, sondern meist das gesamte Gefüge der Dinge neu ordnen. Daher laufen solche Prozesse nicht linear ab. Es gibt Momente der Diskontinuität, der Leere, des Loslassens: Verwirrung eben.

Neue Metaphern und Visionen

Neue Einstellungen setzten neue Leitbilder, neue Metaphern, neue Visionen voraus. Treten diese schließlich in Erscheinung, sind sie aus der Rückschau einleuchtend. Eine neue Dimension ist aufgegangen. Die Sache wird in einem neuen Licht gesehen. Das damit verbundene AHA – Erlebnis gibt uns Energie. Bis es soweit ist, braucht es jedoch Zeit und die Bereitschaft durch den Raum der Verwirrung zu gehen. Wenn wir diesen Weg einige Male bewusst gegangen sind und das Konzept der vier Räume dabei verstanden und verinnerlicht haben, erkennen wir, dass der Raum der Verwirrung eigentlich viel lebendiger ist als der Raum der Verleugnung. Wir werden dadurch flüssiger und kreativer im Umgang mit den Phasen und den irritierenden Signalen, die uns das nächste Mal aus der Komfortzone werfen werden.

Wieder in der Komfortzone

Am Ende des Prozesses kommen wir wieder zurück in der Komfortzone Wir sehen jetzt im Weg zum Erreichten einen folgerichtigen Verlauf. Der Prozess hätte natürlich auch viele andere denkbare Richtungen nehmen können. Der tatsächlich gewählte Weg hat sich aber mittlerweile verfestigt und erscheint uns vom neu errungenen Standpunkt aus stimmig.